Kapitel Konzepte / chapter concepts

Meinungen / Diskurs

 

Kommentar
Martin Nauhaus  /   Westhausen b. Gotha

[ Überflüssige Sterne? ]


Datum


Kommentar

06.06.2016
Lieber Nico,
nun, wo Deine Idee Wirklichkeit zu werden scheint, will ich mich doch einmal in den Diskurs einmischen.
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen Erfolg mit diesem Projekt (Dein Name wird mit den Erfurter Sternen
verbunden sein und bleiben), wie ich Dir für jedes Deiner Vorhaben Glück und Erfolg wünsche.
Aber: ich werde es weder finanziell noch mit Worten unterstützen, weil ich nicht überzeugt davon bin.

Ich könnte mich fast einigen Kommentatoren anschließen, die den Erfurter "Walk of Fame" für - im wahrsten
Sinne - zu weit hergeholt und letztlich überflüssig halten. Ganz so hart und angreifend wie sie formuliere ich es
nicht, aber unterm Strich läuft es darauf hinaus. Du wirst aus Erfurt kein zweites Hollywood, kein New York oder
Tokio, ja nicht einmal ein zweites Berlin oder Leipzig machen - mit diesen Sternen nicht, und sonst auch nicht.
Ich liebe mein Erfurt über alles, aber mein Erfurt ist vergangen. Die alten Steine stehen noch, aber die Pflaster
auf den Straßen sind neu und werden, wie die Seele Erfurts, von tausenden touristischen Gummipuppen ertreten.
Du glaubst doch nicht wirklich, daß sich auch nur zehn Touristen in die Magdeburger Allee (zum Beispiel)
begeben und den "walk" bestaunen werden, hinterher aufgeregt in der Pfalz oder in Hongkong davon berichtend?
Oder daß, nachdem zwei Sterne verlegt wurden, sich ein Jahr später noch mehr als zehn (zwanzig, hundert?)
Erfurter dankbar der Geehrten erinnern und eine Fortsetzung und Erweiterung des "walk" fordern und
unterstützen werden?

Erfurt ist Provinz, und es bleibt Provinz. So, wie Weimar ein Dorf ist, so ist Erfurt ein größeres Dorf.
Ein "Walk of Fame" nach dem (nur teilweise angenommenen - Stichwort "posthum") amerikanischen Vorbild hat
hier nichts verloren. Es ist keine neue Idee, und es ist (für Erfurt) keine gute Idee. Ein wenig anders wäre es schon,
wenn die Sterne vor dem Rathaus auf dem Fischmarkt verlegt werden würden, aber die Wahrscheinlichkeit hierfür
ist wohl eher sehr gering.
Wenn es um Deinen persönlichen, mir durchaus nachvollziehbaren Zweckoptimismus geht, so fände ich es
besser, Du verwendetest ihn auf Projekte wie die Pietà oder den Samson, die etwas wirklich Neues, Großes
darstellen, und nicht auf die in Amerika entstandene (und dorthin gehörende) Sterne-Idee.


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